Crowdsurferin beim RHZ

Heißer Festivalbeginn am 02. Juli 2025


Seit 2016 besuche ich als Schreiber und Fotograf für diverse Magazine das Rockharz-Festival auf dem Verkehrsflughafen nahe Ballenstedt, und bin nun zum allerersten mal mit meinem eigenen Mag dabei. Doch nicht nur diese Sache macht für mich das RHZ 2025 zu etwas ganz Besonderen sondern natürlich der Donnerstag, aber dazu später mehr…

Der 02. Juli 2025 – der erste Tag des Rockharz Festivals ist endlich da! Die Sonne knallt wie verrückt vom Himmel und sorgt dafür, dass der Festivalboden schon fast wie ein Backofen wirkt. Es ist der heißeste Tag des Jahres, und ganz Deutschland schmilzt förmlich dahin – Wetterwarnungen wegen extremer Hitze gibt es überall. So etwas hatten wir schon mal, als vor ein paar Jahren die unglaublichen Hammerfall die Bühne rockten und sangen „Harz on Fire!“. Aber wer braucht schon kühle Temperaturen, wenn man sich in die wilde Musik-Action stürzen kann? Schon am frühen Nachmittag strömen die ersten Metal-Fans auf das Gelände, um sich den ganzen Tag lang von den besten Bands abrocken zu lassen. Es wird heiß, es wird laut und vor allem: Es wird episch!

Excrementory Grindfuckers – Dark Stage (15:30 – 16:05)

Den Anfang machen die Excrementory Grindfuckers – Grindcore mit einem kräftigen Schuss Humor und Wahnsinn. Gegründet 2001 in Hannover als reines Studio-Projekt, sind sie mittlerweile die unangefochtenen Meister des schlechten Geschmacks – und das im besten Sinne! Ihre Parodien von Schlager- und Popsongs im Grindcore-Stil sind einfach nur absurd und machen unglaublich Spaß. Mit Trompete, Keyboard und schrillen Outfits wird jede Show zu einer wahren Comedy-Explosion. Wenn du denkst, du hast schon alles gesehen, dann warst du noch nie bei einem Excrementory Grindfuckers-Auftritt!

Tyr – Rock Stage (16:10 – 16:45)

Tyr, benannt nach dem nordischen Kriegsgott, kommen direkt von den Färöer-Inseln und bringen ihre epischen Geschichten aus den nordischen Mythen mit einem kräftigen Metal-Sound auf die Bühne. Ihre Mischung aus Viking Metal und klaren Gesangslinien sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. Mit ihrem aktuellen Album „Battle Ballads“ (2024) hauen sie uns traditionell angehauchte Songs um die Ohren, die an Heldensagen erinnern und ordentlich grooven. Sie beschließen ihr Set nach 35 monumentalen Minuten mit „Hold the Heathen Hammer High“.

April Art – Dark Stage (16:50 – 17:30)

April Art bringen frischen Wind auf die Rockharz Stage! Gegründet 2014 in Gießen, kombinieren sie moderne Metal-Sounds mit einer gehörigen Portion Energie und klarer, kraftvoller Frauenstimme. Ihre Musik, die zwischen Alternative Metal, Metalcore und modernen Rockeinflüssen hin- und herpendelt, sorgt für ordentlich Wirbel. Besonders auf der Bühne geht’s richtig ab: Lisa-Marie Watz im kurzen, roten Top und ihre ganz in rot gestylte Band liefern nicht nur musikalisch, sondern auch visuell eine klasse Show.

17:35 – 18:15 PRIMAL FEAR – Rock Stage

Primal Fear sind zurück, und sie kommen stärker als je zuvor! Seit 1997 feiern die deutschen Metal-Veteranen ihre Hymnen mit allem, was das Power-Metal-Herz begehrt: Doublebass-Drums, doppelte Gitarren-Power und Ralf Scheepers’ unverwechselbare Schreie, die das Publikum in Ekstase versetzen. Nach einer längeren Pause und einigen Wechseln in der Band – unter anderem durch die Rückkehr von Gitarrist Magnus Karlsson und Drummer André Hilgers – zeigt sich die Band 2025 in bester Form. Besonders spannend: Die großartige Thalìa Bellazecca zupft seit 2024 die Gitarrenseiten und bringt frischen Wind für Augen und Ohren auf die Bühne. Mit dem neuen Album Domination und Songs wie „Far Away“ und „Tears of Fire“ zeigen sie eindrucksvoll, dass sie ihre Position im Heavy-Metal-Thron souverän verteidigen. Mat Sinner, der nach seiner Erkrankung wieder auf der Bühne steht, lässt keinen Zweifel daran, dass Primal Fear weiterhin das deutsche Metal-Kommando anführen. Wenn das Quintett die Bühne betritt, ist klar: Metal is forever!


18:20 – 19:05  RHAPSODY OF FIRE  – Dark Stage

Rhapsody of Fire sind Alex Staropoli an den Tasten, Roby De Micheli an der Gitarre (seit 2011), Alessandro Sala am Bass (seit 2015), Giacomo Voli am Mikro (seit 2016) und Paolo Marchesich an den Drums (seit 2020). Der ehemalige Sänger Fabio Leone und Gründer und Übergitarrist Luca Turilli waren die Großen. Trotz dieser massiven Umbesetzung und auch wenn sie sich wegen technischer Probleme ein bisschen verspäten, rocken Rhapsody of Fire die Bühne. Über dem Publikum schweben Einhornköpfe, Plastikschwerter und Plüschwölfe – der perfekte Mix aus Spaß und Fantasy. Songs, wie „Emerald Sword“ und „Dawn of Victory“ haben hymnische Qualität mit bombastischen Arrangements und kraftvollen Refrains. Auch wenn Bassist Alessandro Sala heute leider fehlt, liefern sie trotzdem eine fette Show ab, die die Crowd ordentlich mitzieht.

19:10 – 19:55 INSOMNIUM – Rock Stage

Insomnium spielen ihren düsteren, melancholischen Melodic Death Metal mit einer Intensität, die sofort ankommt. Die Jungs aus Finnland wissen genau, wie sie die Leute packen! Niilo Sevänen, der Frontmann, ist nicht nur stimmlich ein echter Hammer, sondern auch unglaublich sympathisch: „Bitte schön, danke schön“ – das bekommt man doch gern zu hören! Während die Gitarristen Markus Vanhala und Ville Friman durch rasante Soli fliegen und die Bühne rocken, merkt man, wie die Band das Publikum richtig mitreißt. Als dann noch ein paar Crowd-Surfer auftauchen, ist klar: Die Fans sind voll dabei. Der Song „While We Sleep“ bringt den Auftritt zum perfekten Abschluss und lässt die Menge noch ein bisschen mehr durchdrehen.

20:00 – 20:55 DARK TRANQUILLITY  – Dark Stage

Langsam wird es von den Temperaturen her erträglicher, die dämmerungsaktiven Junikäfer ziehen ihre Runden über das Festivalgelände – und Dark Tranquillity machen sich bereit, die Dark Stage zu erobern! Mikael Stanne und seine Kollegen sind trotz der Hitze bestens gelaunt und legen richtig los. Ihr Melodic Death Metal kommt gewohnt kraftvoll und präzise, wobei sie neben Songs aus ihrem aktuellen Album „Endtime Signals“ auch Klassiker aus „Fiction“ zum Besten geben. Die Jungs sind echte Pioniere des Gothenburg-Sounds und auch sie wissen, wie man die Menge mitzieht. Als die ersten Töne von „Misery’s Crown“ erklingen, geht die Sonne langsam unter und der Gig endet mit einer Atmosphäre, die man so schnell nicht vergisst.

21:00 – 22:00 CLAWFINGER – Rock Stage

Clawfinger kommen mit voller Wucht auf die Bühne und haben das Publikum von der ersten Sekunde an im Griff. Es gibt kein Zögern, kein langsames Hineintasten – sie knallen gleich mit „Scum“ und „Out To Get Me“ los. Die Mischung aus Rap Metal und kritischen Texten, die gegen politische Missstände und Rassismus ankämpfen, sorgt für ordentlich Feuer. Fast am Ende dieser intensiven Show fliegt der Bass über das Schlagzeug. Und Zak Tell verspricht wohl nicht umsonst, dass der Song „Do What I Say“ noch lange im Ohr bleiben wird.

22:05 – 23:05  APOCALYPTICA  – Dark Stage

Jetzt wird’s richtig episch: Apocalyptica betreten die Dark Stage und hauen ihre Cello-Versionen von Metallica-Klassikern raus, dass einem die Kinnlade runterfällt. Mit Songs wie „Ride the Lightning“, „Enter Sandman“ und „Creeping Death“ zeigen die Finnen, wie man Metal auch ganz ohne Gitarren zum Leben erwecken kann – und die Menge geht voll ab. Mikael und Co. brauchen keinen Gesang, Celli und Drums machen die ganze Arbeit, während das Publikum lautstark mitzieht. Besonders cool: Ihre neueste Single „One“ haben sie zusammen mit James Hetfield aufgenommen – und die Cello-Version wird hier live fast genauso gefeiert, wie das Original. Apocalyptica liefern einen Auftritt, der einfach nur Spaß macht!

23:10 – 00:30 SAXON – Rock Stage

Nach einem Tag voller epischer Auftritte geht’s jetzt richtig ab – Saxon sind am Start und die ersten Fans stehen schon ungeduldig in der ersten Reihe. Im Vorfeld wurde angekündigt, dass Frontmann Biff Byford sich einer Operation unterziehen muss und nur dieses Konzert beim Rockharz im Sommer spielt – die anderen Termine wurden abgesagt. Doch als die Band die Bühne betritt, merkt man schnell: Saxon lassen sich von nichts stoppen! Biff ist topfit und singt seine Klassiker wie „Motorcycle Man“, „Power And The Glory“ und „Heavy Metal Thunder“ mit voller Power. Die Gitarristen zocken virtuos, die Rhythmussektion macht ordentlich Druck, und die Fans singen die Hymnen begeistert mit. Trotz der fortgeschrittenen Stunde merkt man ihnen keinerlei Müdigkeit an. Die Jungs liefern ein bockstarkes Set, das zeigt: Saxon sind immer noch eine der größten Metal-Bands und bekanntermaßen ja mit Iron Maiden das Aushängeschild des NWOBHM. Die Combo zeichnet sich auch durch außergewöhnlich wenige Besetzungswechsel aus. Das Dreigestirn aus Biff, Nibbs und Nigel rockt seit nunmehr fast 30 Jahren.

00:35 – 01:35 SOULFLY  – Dark Stage

Der erste Tag ist noch lange nicht vorbei, denn die brasilianischen Soulfly fordern noch die letzten Reserven der Fans. Soulfly sind seit 1997 im Thrash-, Death- und Groove Metal unterwegs. Max Cavalera und seine Truppe legen sofort los und die Menge ist noch voll am Feiern. Mit einem Set voller Tempo und groovigen Metal-Riffs liefern sie richtig ab. Nach einer Stunde im Vollgas-Modus hat die Band mal wieder gezeigt, wie man die Nacht richtig rockt! Ein gelungener Abschluss, bevor das Infield schließt und der erste Festivaltag ausklingt.

Fotos von Solstafir: Vielen Dank an ©Björn Klemme www.pixelreisen.de