Konzertfoto New Model Army in der Fabrik CoesfeldTitelfoto: Anna Rüther

Coesfeld, 06. Juni 2025 – Wenn Punk und Pathos sich treffen, wenn Haltung laut wird und Musik nicht nur unterhält, sondern rüttelt – dann ist man mittendrin in einem Abend wie diesem in der Fabrik CoesfeldNew Model Army, unermüdliche Ikonen des politischen Rock, holen sich mit Der Butterwegge eine Vorband auf die Bühne, die nicht minder deutlich, aber umso charmanter ihre Meinung sagt. Das Ergebnis: ein Konzertabend, der lange nachhallt.


Der Butterwegge – Zwischen Alko-Pop, Ansage und Augenzwinkern

Der Abend beginnt mit einem Mann, der weiß, wie man Haltung in Humor verpackt: Der Butterwegge, bürgerlich Carsten Butterwegge, ist vieles – Musiker, Krankenpfleger, Eventmanager, Standesbeamter, Politiker bei Die PARTEI. Aber vor allem ist er live eine Naturgewalt. Mit seiner Band haut er ein Set raus, das zwischen Trinkhallenromantik, Wutpoesie und Kneipenphilosophie pendelt.

Seine selbsternannte Erfindung, der „Alko-Pop“, trifft voll ins Schwarze. Die Texte sind direkt, politisch, oft lustig – und nie egal. Songs wie „Wurzel allen Übels“„1933 Grad“ oder „Kein Bock“ sind klare Statements gegen Faschos, Spießertum und Dummheit. Andere wie „Wann ist gut“ oder „Das Beste“ lassen Raum für Nachdenklichkeit – ohne Pathos, mit viel Herz.

Setlist Butterwegge:
Butterbande
Wurzel allen Übels
Kein Bock
1933 Grad
Halt dein Maul
Wers fühlt der weiß es
Wann ist gut
Das Beste
Farbe Egal
Tanzende Punks

Butterwegge knallt rein – nicht als Aufwärmact, sondern als Statement mit Ansage.

Fotos: ©Anna Rüther und Kommodore Johnsen


New Model Army – Kein bisschen leise

Dann senkt sich das Licht, roter Nebel wabert über die Bühne, und es ist Zeit für die große Klasse: New Model Army. Seit über 40 Jahren stehen Justin Sullivan und seine Band für das, was viele vermissen: Musik mit Seele, Haltung und Sound zum Niederknien. Und an diesem Abend beweisen sie eindrucksvoll, dass ihre Energie kein bisschen verblasst ist.

Schon der Opener „WHITELIGHT“ knallt mit einer Wucht, die die Halle sofort im Griff hat. Das Lichtdesign ist minimalistisch und gleichzeitig brachial: rot glühende LED-Bars, schneidende Spots, kühles Weiß – visuell so kompromisslos wie der Sound. Kaum setzen die ersten Akkorde ein, tobt der Pit: Freie Oberkörper, hochgerissene Arme, Schweiß und Bier liegen in der Luft – das hier ist kein Konzert, das ist ein Abriss.

„ECHO NOVEMBER“„DEVILS BARGAIN“„LANGUAGE“ – ein Song jagt den nächsten, ohne Pause, ohne Spielerei. Jeder Track ein Kapitel, jeder Text ein Manifest. Bei „ANGRY PLANET“ explodiert der Raum förmlich, bei „51ST STATE“ singt der ganze Saal mit – wütend, laut, verbunden.

Und dann: Gänsehaut. „SEE YOU IN HELL“„BODMIN PILL“ – Songs, die aufbauen, zerschmettern, trösten. Das Licht pulsiert, die Halle kocht. Aber damit ist noch lange nicht Schluss. Das Publikum tobt, ruft, verlangt mehr – und bekommt es.

Zugaben:
„March in September“„Stupid Questions“„I Love the World“ – Hymnen, die sich tief ins Herz graben. Und weil’s noch nicht reicht, gibt’s obendrauf das epische „Wonderful Way to Go“. Danach: Licht an, Augen glänzen, Kehlen heiser. Alles gesagt, alles gefühlt.


Setlist New Model Army:
WHITELIGHT
ECHO NOVEMBER
FIRST SUMMER
DRAG IT DOWN
NEVER ARRIVING
DEVILS BARGAIN
BROTHER
NOTICE ME
BIGO
GET ME OUT
LANGUAGE
ANGRY PLANET
SEE YOU IN HELL
STORMCLOUDS
51ST STATE
225
BODMIN PILL

Encore I:
March in September
Stupid Questions
I Love the World

Encore II:
Wonderful Way to Go


Fazit: Mehr als Musik – ein Statement

Dieses Konzert war kein Abend für belanglose Mitschunkel-Melodien. Es war ein Weckruf. Der Butterwegge brachte den Kiez, die Straße, das Augenzwinkern – New Model Army lieferten die große Wucht, die bleibenden Bilder. Beide Acts zeigten: Haltung ist das neue Laut. Und in einer Zeit, in der so viel Unsicherheit herrscht, braucht es genau solche Abende – laut, ehrlich, notwendig.

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