Michael Schenker beim Konzert in der Fabrik Coesfeld am 11.04.25Titelfoto: Kommodore Johnsen

Am 11. April 2025 wurde die Fabrik Coesfeld zum Schauplatz eines ganz besonderen Abends – einer musikalischen Zeitreise durch die goldene Ära des Hardrock. Unter dem Banner My Years With UFO lud Gitarrenlegende Michael Schenker zur Rückschau auf seine ikonischen Jahre bei UFO, jener Band, die in den 70ern den Sound des britischen Hardrocks entscheidend mitprägte.

Was folgte, war mehr als ein nostalgischer Blick zurück – es war ein kraftvoller Beweis dafür, wie zeitlos gute Rockmusik sein kann. Unterstützt von einem erstklassigen Line-up rund um Sänger Eric Grönwall und einem Set, das fast ausschließlich UFO-Klassiker umfasste, wurde der Abend zu einem Fest für Fans ehrlicher Gitarrenmusik.

Doch bevor der Meister selbst die Bühne betrat, sorgten zwei starke Support-Acts – GREY Attack und Rook Road – für das perfekte Warm-up. Gemeinsam ergab sich ein Konzertabend, der mitreißend, abwechslungsreich und in jeder Hinsicht erinnerungswürdig war.

GREY Attack – Druckvoll, düster, direkt


Pünktlich zum Einlass legten GREY Attack los – die Aachener Hardrocker, 2013 gegründet, boten dem Publikum in der Fabrik Coesfeld einen explosiven Start in den Abend.

Mit ihrem druckvollen Sound zwischen klassischen Hardrock-Riffs und melancholischer Härte rissen sie das Publikum sofort mit. Sänger und Leadgitarrist Grey Charlez brillierte nicht nur stimmlich, sondern auch mit expressivem Spiel. Begleitet wurde er von Wulf Maahn an der Rhythmusgitarre, Frank Le Gov am Bass und JFK an den Drums – ein tightes, spielfreudiges Quartett mit vier Studioalben im Gepäck, aktuell Back to Greysland.

Die Setlist spiegelte die Bandbreite der Gruppe eindrucksvoll wider:
1. Back to Greysland
2. Soldier
3. I Love Rock’n’Roll
4. Change Your Mind
5. Lost
6. Leave Me Alone
7. Don’t Need Nobody
8. Over the Rainbow

Ein Auftritt wie ein Faustschlag: kompromisslos, atmosphärisch, mit einem feinen Gespür für Dynamik. Besonders das finale Over the Rainbow setzte einen überraschend emotionalen Schlusspunkt. Wer GREY Attack bis dato nicht auf dem Radar hatte – jetzt ist der Moment.


Rook Road  – Grooviger Hardrock mit Charakter und Klasse

Direkt im Anschluss ohne größere Umbaupause: Rook Road. Auch diese Formation spielte mit offenen Karten – handgemachter Rock mit Blues-Seele, Vintage-Flair und einer Prise Deep Purple der 90er Jahre (Perfect Strangers, The Battle Rages On, Slaves & Masters) bzw. rockigen Rainbow.

Patrik Josts charismatischer Gesang, Hannes Luys warme, groovig-wabbernde Hammond-Klänge, Uwe Angels detailverliebte Gitarrenarbeit und das druckvolle Drumming von Thomas Luther Pistone machten aus ihrem Auftritt ein echtes Erlebnis.

Setlist:

  • Heart of the Sea
  • Kinder Glow
  • Romeo
  • Sonstiges
  • Killen the Giant
  • Falling
  • Sisters and Brothers
  • Talk to Much

Mit ihrem Mix aus Classic Rock im Stile der ganz Großen, Blues, und einer kleinen Prise Prog der 70er Jahre haben sich Rook Road auf die musikalische Landkarte gespielt – man darf gespannt sein auf das zweite Studioalbum.


Michael Schenker – My Years With UFO: Eine Zeitreise in den Rock-Olymp

Dann war es endlich so weit: Michael Schenker, Gitarrenlegende, Stilbildner und ewiger Wanderer zwischen Hardrock und Melodie, betrat die Bühne. Was folgte, war keine gewöhnliche Show – es war ein monumentales Tribute an seine Zeit mit UFO, eine Ära, die zwischen 1973 und 1978 sowie kurzzeitig 1993 und 1995 Musikgeschichte schrieb. An den Vocals kein geringerer als der agile Eric Grönwall, den man bereits als Shouter der schwedischen Rockformation H.E.A.T. und Skid Row kennt.

Mit an Bord:
🎤 Eric Grönwall – stimmgewaltig, kraftvoll, charismatisch.
🥁 Bodo Schopf – ein Veteran an den Drums, der Rhythmus mit Präzision und Leidenschaft servierte.
🎸 Steve Mann – Gitarrist und Tastenmann, der für perfekte Harmonien sorgte.
🎸 Barend „Bear“ Courbois – Groove-Maschine am Bass, souverän und druckvoll.
🎸 Und natürlich: Michael Schenker selbst – virtuos, fokussiert, zeitlos.

Setlist:

  1. Natural Thing (*1976, No Heavy Petting)
  2. Only You Can Rock Me (1978, Obsession)
  3. Hot ’n‘ Ready (1978, Obsession)
  4. Doctor Doctor (1974, Phenomenon) – mit hypnotischem Intro, von Schenker wie gemalt gespielt.
  5. Mother Mary (1975, Force It) – roher, klassischer UFO-Sound mit markantem Riff.
  6. I’m a Loser (1976, No Heavy Petting) – bittersüß und heavy zugleich.
  7. This Kid’s (1975, Phenomenon)
  8. Lights Out (1977, Lights Out) – ekstatisch, hymnisch, ein absoluter Höhepunkt.
  9. Love to Love (1977, Lights Out) – episch, Gänsehaut pur.
  10. Let It Roll (1975, Force It)
  11. Can You Roll Her (1976, No Heavy Petting)
  12. Shoot Shoot (1975, Force It)
  13. Rock Bottom (1974, Phenomenon) – das große Finale, ausgedehntes Solo, standing ovations.

Encore:

14. Reasons Love (aus späterer UFO-Phase)
15. Too Hot to Handle (1977, Lights Out) – gewidmet den verstorbenen UFO-Mitgliedern Pete Way und Paul Chapman. Ein Moment mit viel Gefühl und Respekt.


Fazit:

Michael Schenker zeigte an diesem Abend, warum er zu den einflussreichsten Gitarristen des Rock zählt. Er spielte mit Präzision, aber nie steril – immer mit Gefühl, Ausdruck und dieser schwer zu greifenden Magie, die große Musiker auszeichnet.

Seine Mitstreiter agierten nicht bloß als Begleitband – sie waren Teil des Sounds, Teil des Erbes. Besonders Eric Grönwall bewies, dass man den Geist von Phil Mogg ehren kann, ohne bloße Kopie zu sein. Herausragend natürlich die umjubelten Überhits “Doctor Doctor“, „Lights Out“ und „Rock Bottom“ mit den entsprechenden Soli.

Ein Abend voller Energie, Nostalgie und musikalischer Klasse. Coesfeld wurde zum Nabel des Rock-Universums – zumindest für diesen Abend.

Fabrik Coesfeld