Nachdem Abbath uns auf dem Rockharz Festival 2025 bereits mit einem eisigen Orkan aus Riffs und Nebel überrollt hatte, war die Spannung auf seinen Auftritt in der Fabrik Coesfeld am gestrigen Abend fast greifbar.
Bühne, Backdrop & die Äxte
Die Bühne in der Fabrik sah aus wie eine frostige Kriegshalle. Hinten prangte ein riesiger schwarz-weißer Backdrop mit Abbaths Logo – scharfkantig wie Runen. Links und rechts davon standen zwei imposante Kriegsäxte, fest im Boden verankert wie Trophäen aus einer mythischen Schlacht. Das Licht blieb meist in kühlen Blau- und Violetttönen, während dichter Nebel den Boden bedeckte. Keine unnötigen Effekte – die Kulisse wirkte wie eine gefrorene Bühne in Blashyrkh.
Der Auftritt – kompromisslos und voller Gesten
Ohne große Ankündigung marschierte Abbath Doom Occulta auf die Bühne – Corpsepaint makellos, Rüstung glänzend, Stiefel fest geschnürt. Er sagte nicht viel, aber seine Gesten waren groß: ausgebreitete Arme, scharfe Blicke ins Publikum, eine Pose, die irgendwo zwischen nordischem Kriegsherrn und Bühnencharakter liegt.
Vom ersten Ton an setzte es Riffs wie Hagelschauer: „Withstand the Fall of Time“ eröffnete das Set, gefolgt von einer Parade unsterblicher Immortal-Klassiker. Jedes Stück saß, jedes Break kam mit Wucht, und Abbath’s kehliges, raues Grollen füllte den Raum – unverkennbar, ungebändigt.
Publikum & Stimmung
Die Crowd war schwarz gekleidet und bestens gelaunt: vorne wurde gebangt, in der Mitte vereinzelt gepogt. Kein aggressives Gedränge, sondern ein respektvolles Miteinander unter Fans, die wissen, warum sie hier sind. Wenn Abbath die Hand hob, reagierte die Menge wie auf ein geheimes Signal – mit Jubel, Fäusten in der Luft und lautem Mitsingen bei den Refrains.
Setlist – eine Reise durch Immortal
Abbath spielte ausschließlich Songs aus seiner Zeit bei Immortal – und das nicht ohne Grund. Für viele ist er das Gesicht der Band, und diese Klassiker tragen seine Handschrift. Von frühen Stücken wie „Call of the Wintermoon“ bis zu späteren Hymnen wie „All Shall Fall“ spannte er einen Bogen über fast zwei Jahrzehnte Bandgeschichte.
Infokasten: Abbath live – Setlist Fabrik Coesfeld (07.08.2025)
- Withstand the Fall of Time – At the Heart of Winter (1999)
- Sons of Northern Darkness – Sons of Northern Darkness (2002)
- In My Kingdom Cold – Sons of Northern Darkness (2002)
- Beyond the North Waves – Sons of Northern Darkness (2002)
- Nebular Ravens Winter – Blizzard Beasts (1997)
- Rise of Darkness – All Shall Fall (2009)
- All Shall Fall – All Shall Fall (2009)
- One by One – Sons of Northern Darkness (2002)
- Damned in Black – Damned in Black (2000)
- Mountains of Might – Blizzard Beasts (1997)
- Solarfall – At the Heart of Winter (1999)
- Call of the Wintermoon – Diabolical Fullmoon Mysticism (1992)
- Blashyrkh (Mighty Ravendark) – Battles in the North (1995)
- The Sun No Longer Rises – Pure Holocaust (1993)
Abbath’s Stimme – das Grollen von Blashyrkh
Abbath growlt nicht – er beschwört. Sein Gesang ist tief, rau, kehlig und voller Charakter. Keine hohen Schreie, sondern eine Stimme, die wie ein Sturmwind über Gletscher klingt. Mal bedrohlich, mal erzählerisch, immer unverwechselbar. Es ist dieser Tonfall, der die Songs nicht nur trägt, sondern zu Hymnen macht.
Humor & Selbstironie
Trotz der düsteren Musik blitzt immer wieder Abbath’s berühmter Humor durch: ein kurzes Grinsen, eine kleine Grimasse, eine übertrieben heroische Pose. Er nimmt die Kunst ernst – aber sich selbst gerade so weit nicht, dass es der Show eine charmante Leichtigkeit gibt.
Fazit
Abbath hat in Coesfeld einmal mehr bewiesen, dass er live nicht nur seine eigene Legende bedient, sondern sie weiterträgt. Eine Show ohne Schnörkel, aber voller Energie, Wucht und Persönlichkeit. Das Publikum bekam genau das, was es wollte: Black Metal in Reinform – frostig, laut, kompromisslos.
alle Fotos: ©AKA Johnsen, Download und Verwendung nur mit Erlaubnis





















































