Bühnenfoto Powerwolf

FREITAG 04. Juli

Der dritte Tag auf dem ROCKHARZ Festival 2025 ist endlich da! Wer gedacht hat, dass die ersten zwei Tage schon alles gegeben haben, wird eines besseren belehrt, denn der Freitag hat ordentlich was auf Lager. Die Sonne geht auf und es wird Zeit, die Müdigkeit aus den Knochen zu schütteln und sich für den nächsten Festivalmarathon zu wappnen. Das Line-up könnte abwechslungsreicher nicht sein – von kraftvollem Metalcore über epischen Power-Metal bis hin zu mystischem Black Metal, der das Festival zum Beben bringt.


11:20 – 11:50 SEASONS IN BLACK – Rock Stage

Schon der Auftakt am Vormittag ist vielversprechend. Die Jungs von Seasons in Black legen zum Start in den Tag auf der Rock Stage los. Bei ihnen selbst kann man lesen:

Lucki Maurer kennt man meist eher in seiner Funktion als TV-Koch, Autor und Wagyu Züchter. Doch es sollte ebenfalls hinlänglich bekannt sein, dass der umtriebige „Fleischpapst“ seit 1996 der Frontmann der Band Seasons in Black ist. Gegründet in den Tiefen des Bayerischen Waldes kann die Band auf knapp 3 Dekaden Metal Wahnsinn zurückblicken – von den kleinen Clubs bis zu den großen Festivalbühnen.

Was Mitte der Neunziger als Black Metal Projekt begann, entwickelte sich bis heute zu einer packenden Melange aus Gothic, Hardcore und einer gehörigen Portion Groove: dem Doomcore. Die fünfköpfige Truppe setzt dabei auf knackige Songs mit inhaltlichem Tiefgang aber vor allem mit brachialer Wucht im Live Setting. Die 5 Vollblut Metaller entern jede Bühne, als gäbe es kein Morgen – SiB live, das heißt einfach Vollgas auf die Zwölf.

Seit 2021 wird das eingespielte Lineup – bestehend aus Lucki Maurer (Leadgesang und Bass), Roman Adam (Gitarre), Harald Hemauer (Schlagzeug) und Markus Neumeier (Keyboards und Gesang) – durch Leon Hanff an der Leadgitarre verstärkt. Seitdem erlebt die Band Ihren dritten Frühling und schickt sich an 2025 nochmal ordentlich einen draufzulegen. Nach „Deadtime Stories“ und „Swansong“ erscheint so im Sommer 2025 das neue Album „Anthropocene“, dass mit illustren Gästen wie Michael Rhein, Michelle Darkness oder der ersten Metal Performance von Hannes Ringlstetter aufwarten kann.

Mit ihrem intensiven Metal mit melodischen Elementen hauen sie den Festivalbesuchern einen soliden Start um die Ohren. Frontmann Lucki Maurer sorgt mit seinem bayerischen Dialekt für ordentlich Stimmung und die altbekannte Hymne „Inside“ lässt niemanden unberührt. Da ist die Pommesgabel schnell in der Luft!

11:55 – 12:25 ARCTIS – Dark Stage

Wer sind eigentlich ARCTIS? Ich zitiere hier mal aus einem Review bei Metal.de. Da kommt eine finnische Band um die Ecke, die sich musikalisch stark bei AMARANTHE bedient und aus dem Nichts einen Vertrag bei Napalm Records bekommt. Ein selbstbetiteltes Debütalbum und professionelle Musikvideos hat die Truppe ebenfalls im Gepäck.

Arctis stürmen die Dark Stage und bringen mit ihrem Mix aus modernem Metal und elektronischen Vibes ordentlich frischen Wind auf die Bühne. Sängerin Alva Sandström sorgt dafür, dass niemand mehr an Müdigkeit denkt und zieht das Publikum voll in ihren Bann. Die Musik trifft genau den Nerv – ein echtes Highlight für alle, die auf atmosphärischen Metal stehen!


12:30 – 13:00 DEFECTS – Rock Stage

Die Jungs von Defects übernehmen um 12:30 Uhr die Rock Stage und liefern eine Performance ab, die die Zuschauer nicht so schnell vergessen werden. Hier gibt es Metalcore mit einem klaren Fokus auf technische Präzision und Melodie. Angeführt von Frontmann Tony Maue, der die Menge zu immer wilderen Eskalationen anheizt, entstehen Circlepits und Wall of Deaths, die das Festivalgelände zum Kochen bringen. Die Briten debütierten im Mai 2024 mit „Modern Error“. Klar- und Brüllgesang mit Härte und Melodie sind ihr Markenzeichen.

13:05 – 13:40 HARPYIE – Dark Stage

Wer bei diesem Metal-Trubel eine kleine Pause braucht, dem sei Harpyie empfohlen. Mit ihren Folk-Metal-Sounds heizen sie der Crowd ordentlich ein. Die Band sorgt für eine erfrischende Abwechslung und lässt den Festivaltag locker angehen. Der Mix aus traditioneller Musik und rockigen Klängen macht Laune, und wer sich nicht bewegen lässt, hat eindeutig etwas verpasst!

13:45 – 14:30 AEPHANEMER – Rock Stage

Mit Aepanhemer geht es weiter. Die Franzosen kannte ich bislang noch nicht und habe sie mir vorher auf einer Playlist des Rockharz angehört. Das Quartett bringt eine spannende Mischung aus Melodic Death Metal und Power Metal mit symphonischen Elementen. Sehr interessant, wie man diesen Sound mit an sich klassischer Besetzung erzeugen kann. Die Sängerin und gleichsam Saitenhexerin Marion Bascoul sorgt mit einer beeindruckenden Gesangsperformance und gewaltigen Höhen für Gänsehaut. Wer dachte, dass Metal nur laut und schnell sein kann, wird hier eines Besseren belehrt. Ihr Auftritt lässt nichts zu wünschen übrig – besonders das kunstvolle Wildschwein-Backdrop sorgt für einen visuellen WOW-Effekt.

14:35 – 15:20 DESERTED FEAR – Dark Stage

Aus Thüringen kommen Deserted Fear und liefern einen Death-Metal-Auftritt, der keinen Platz für Zweifel lässt. Erdig, kraftvoll und intensiv – genau das, was man von einer Band aus dieser Region erwartet. Mit Klassikern wie „Kingdom of Worms“ sorgen sie für ordentlich Stimmung und bedanken sich bei ihren Fans.

15:25 – 16:10 VADER – Rock Stage

Für alle Death Metal-Fans wird es nun richtig heiß: Vader stürmen die Dark Stage um 15:25 Uhr. Mit einem Bombast-Sound, der seines Gleichen sucht, liefern die polnischen Thrash/Death-Metal-Legenden, gegründet schon in den frühen 80er Jahren, die perfekte Mischung aus Speed und Präzision. In beeindruckender Formation mit drei Gitarristen und Tieftöner zeigen sie, warum sie in der Death-Metal-Szene zu den Großen gehören.


16:15 – 17:00 DRACONIAN – Dark Stage

Der schwedische Gothic/Doom-Metal-Act Draconian sorgt am Nachmittag für die richtige Atmosphäre. Mit ihrem gemischten Gesang und tieftraurigen, depressiven Melodien versetzen sie das Festivalgelände in einen fast meditativen Zustand. Ein Auftritt, der von Emotionen durchzogen ist und die Fans auf eine düstere Reise entführt.

17:05 – 17:50 ANY GIVEN DAY – Rock Stage

Und dann kommt Any Given Day: Die Metalcore-Band aus Gelsenkirchen weiß, wie man das Publikum zum Beben bringt. Mit einer grandiosen Performance und starken Breakdowns starten sie mit ihrer Mischung aus Clean-Vocals und Shouts durch. Die Wall of Death wird zum echten Highlight und zeigt eindrucksvoll, wie man die Leute zum Abgehen und Durchdrehen bringt!


17:55 – 18:40 DIE KASSIERER – Dark Stage

Jetzt wird abkassiert: Wolfgang Wendland und seine KASSIERER stehen auf der Bühne. Erstaunlicherweise ist der Fronter mal nicht nackt – den Part übernimmt ein Kollege mit Irokesen-Haarschnitt. DIE KASSIERER singen über Bier, Selbstbefriedigung und Kohlgemüse im Intimbereich. „Besoffen Sein“, grölt Wendland ins Mikro – das sind einige der Anwesenden sicherlich. Somit trifft der Party-Punk der Urgesteine voll ins Schwarze!

Uns persönlich gefällt diese Melange des schlechten Geschmacks allerdings gar nicht. Weder, was wir hören, noch was wir sehen (müssen). Musikalisch erinnert mich das an eine Schulband mit Mallorca Feeling, durchseucht von schlechtem Klamauk. Ich habe auch keine Ahnung, wie man so stolz auf seinen Schrumpfpimmel sein kann. Aber Geschmäcker sind zum Glück verschieden und das Rockharz zeigt mit dieser Band einmal mehr, wie vielseitig es sein kann.

18:45 – 19:30 OVERKILL – Rock Stage

Wenn es um Thrash Metal geht, dann führt kein Weg an Overkill vorbei. Mit ihrer überdrehten Geschwindigkeit und einer atemberaubenden Setlist heizen sie der Rock Stage so richtig ein. Songs wie „Rotten to the Core“ und „The Surgeon“ sorgen für absolute Ekstase bei den Fans – es wird gepogt, gesprungen und mit gegrölt, was das Zeug hält. Bobby „Blitz“ Ellsworth ist ein Shouter der alten Garde, sprich performt wie ein Berserker und nutzt den Mikroständer für zahlreiche Dehnübungen. Mit „Fuck You“ geben sie der Crowd den Rest.

19:35 – 20:35 GLORYHAMMER – Dark Stage

Gloryhammer ist ein Projekt von Alestorm-Gründer Chris Bowes. Eine Band, gedacht als Parodie der klassischen Power Metal Klischees: Fantasy-Geschichten mit Drachen, Rittern und Magie. Vormaliger Sänger war der Schweizer Thomas Winkler, der 2021 ausgebootet wurde. Und ich kann mir leider nicht helfen, die internationale Combo macht Spaß und begeistert die Power-Metal-Gemeinde mit fantasievollen Songs, Kostümen und ihrem Live-Theater, aber Angus McFife fällt an allen Ecken und Kanten.

20:40 – 21:40 CRADLE OF FILTH – Rock Stage

Mit Cradle of Filth geht es düster weiter. Die britische Extreme-Metal-Band taucht das Festival in ihre düstere Gothic-Welt. Mit „Nymphetamine“ und „Her Ghost in the Fog“ führen sie das Publikum durch ein Set, das voller Drama und düsterer Schönheit steckt. Dani Filth und seine kongenialen Saitenhexer Marek Ashok Šmerda und Richard Shaw, übrigens sehr interessant gepaintet, sind bester Laune und beweisen einmal mehr, warum die Band zu den größten im Genre gehört.

21:45 – 22:45 MONO INC. – Dark Stage

Mono Inc. läuft, seit ihrem letzten Auftritt auf dem Rockharz, bei mir in Dauerschleife. Für mich die perfekte Mischung aus depressiven Texten und aufbauenden, tollen Melodien im Gothic Rock. Ob „Welcome to hell“, „Arabia“, mein geliebtes „Ghostship“, „Voices of Doom“, allesamt Klassiker und dazu die genialen Cover von Gary Moore mit „Out in the Fields“ und „After the War“. Auch hier frage ich mich jedesmal, wie man mit Drums, Bass, Gitarre und Voice so einen geilen, symphonischen, ja epischen Sound auf die Bühne bringt. Die Hamburger, allen voaran Sänger Martin Engler und der heimliche Star, Kata Mia an den Drums, haben zwar nur eine Stunde, aber die nutzen sie voll, mit reihenweisen Hits und Gassenhauern und einer Pyroshow, die einem Headliner gleich kommt.

22:50 – 00:20 POWERWOLF – Rock Stage

Powerwolf waren bereits am Tage im VIP-Bereich, zeigten sich hier unmaskiert und gaben vielen Rollifahrern mal die Möglichkeit ihren Idolen ganz nah zu sein. Auch am riesigen Fanclub, entsprechend maskiert und angeführt von der Nonne Julia, weiss man, dass die Wölfe zugegen sind. Besondere Aufmerksamkeit errregte zudem eine auf dem Platz neben der Bühne aufgestellte Glocke, die an „Hells Bells“ von AC/DC erinnerte. Und dann laden Powerwolf zur Prime Time zur Metal-Messe ein, die keine Wünsche offen lässt. Pyros, Dampf, Konfetti ohne Ende, martialische Bühnenaufbauten und mit einem Set voller Hymnen aus der Geschichte der Band, darunter „Army of the Night“ und „We Drink Your Blood“, sorgen die grauen Vierbeiner für eine unvergessliche Show. Die Fans feiern jeden Moment und man kann sich sicher sein: Dieser Auftritt bleibt lange im Gedächtnis.


00:30 – 01:30  SOLSTAFIR – Dark Stage

Nach all der Energie und den wilden Shows nehmen uns die isländischen Sólstafir nach Mitternacht mit auf eine tief melancholische Reise. Mit ihrem atmosphärischen Post-Metal verzaubern sie das Publikum. Acht Alben haben die Jungs, mittlerweile bei Century Media unter Vertrag, bereits veröffentlicht. Darunter das unglaubliche „Otta“ aus 2014. Ihre lange, emotionale Musik sorgt für eine willkommene Ruhepause und Gänsehaut – der perfekte Abschluss für einen fantastischen Tag.

Ein Tag voller Kontraste, epischer Momente und atemberaubender Musik. Das ROCKHARZ Festival 2025 hat auch an diesem Freitag nichts anderes als pure Energie und unvergessliche Erlebnisse zu bieten!

Fotos: Vielen Dank an ©Björn Klemme www.pixelreisen.de